Hallo,
ich biete hier etwas sehr seltens, einen alten Offenen Brief von 1664 „Lettres Patentes Du Roy“ von Louis XIV, dem Sonnenkönig. Der Brief hat mehrere Kennzeichnungen und Unterschriften.
Ich konnte einiges recherchieren, wie folgt:
"...Es handelt sich hierbei um einen offenen Brief in Form eines Edikts bezüglich der Aufhebung mehrerer Ämter der Krone, des königlichen Haushalts und der königlichen Kanzleien etc. Registriert im Pariser Parlement (29. April 1664) und in der Chambre des Comptes (Rechnungskammer, 30. April 1664).
Der Aufbau einer lettre patente folgt seit dem Mittelalter einem strikten Regelwerk, wie bei allen Urkunden der Fall. Im Laufe der Zeit ändern sich diese Vorgaben immer etwas aber im Grundgerüst bleiben sie erhalten.
Der Text beginnt mit der Intitulatio „Louis par la grâce de Dieu, Roy de France et de Navarre“ (Louis durch die Gnade Gottes König von Frankreich und Navarra).
Sie werden im Text - meist auffälliger gesetzt - irgendwo die Passage „Car tel est notre plaisir“ („Denn dies ist unser rechter Wille“ oder "Denn so gefällt es uns wohl“) oder sehr ähnlich finden, mit welcher der ausdrückliche königliche Wille des jeweiligen Anliegens ausgedrückt wird.
Am Ende finden Sie die neben dem Datum/ Actium die gedruckte Signatur „signé Louis“, dann wahrscheinlich den Vermerk „Et plus bas“ (darunter), gefolgt von der Formel „Par le Roy“ (der König), und dann folgend mindestens einen weiteren Namen, nämlich den der Person die sozusagen gegenzeichnet und/oder den „visa“ Vermerk.
Der Aufbau variiert immer ein wenig, abhängig davon, ob es sich um eine Ordonnanz, eine Deklaration oder ein Edikt handelt. In Ihrem Falle ist letzteres der Fall, was ja auch schon der Titel verrät (en forme d’Édict).
Dementsprechend variiert dann auch das eventuell am Ende Ihres Textes genannte Siegel. Eine lettre patente wurde mit grünem Wachs gesiegelt (scellée de cire verte), eine Ordonnanz oder ein Edikt (sogenannte „grandes lettres patentes oder Charta) mit grünem Wachs an roten und grünen Seidenbändern (scellée de cire verte sur lacs de cire soie rouge et verte, wobei das Grün für die dauerhafte Gültigkeit steht.
Sogenannte kleine lettres patentes (petits lettres patentes) werden mit gelbem Wachs (cire jaune) gesiegelt.
Nachdem ein französischer König ein Gesetz, eine Ordonnanz oder ein Edikt erlassen hat, musste dieses von den Parlements, den obersten Gerichtshöfen, die aus der mittelalterlichen curia regis entstanden waren, registrieren lassen, damit es letztendlich auch in Kraft trat. Die Parlements konnten allerdings auch von ihrem Demonstrationsrecht gebrauch machen und die Registrierung verweigern. Was im Laufe der Geschichte oft für viel Ärger gesorgt hat. In ihrem Fall scheint Louis XIV. aber keine Probleme gehabt zu haben :) Ein Magistrat namens „Robert“ hat bei Ihrer lettre patente die Registrierung vorgenommen.
Für die Registrierung wurden die Gesetzestexte öffentlich ausgehängt und auch laut verlesen. Ein Brauch, der auf das Mittelalter zurückgeht, da zu dieser Zeit nicht jeder lesen konnte. Deshalb beginnen alte lettres patentes in der Regel auch mit der Salutatio (Grußformel) „ A tous ceux qui ces presentes lettres verront (ou orront). Salut“, sprich frei übersetzt „An alle, die diese Worte sehen oder hören …“. In späterer Zeit beginnen Edikte zB immer mit der Formel: A tous prèsents et à venir“.
Eine lettre patente wurde immer handschriftlich auf einem rechteckigen Pergament verfasst und trug neben der Signatur des Königs die bestätigenden Kontrasignaturen (Recognition) von Ministern oder „Staatssekretären“. Um die neuen Gesetze oder ähnlich in Umlauf zu bringen, wurden sie nach der Registrierung in gedruckter Form veröffentlich (Ein solcher Druck liegt in Ihrem Falle vor). Dazu wurden sie durch einen königlichen Sekretär vom Original kopiert/ zusammengetragen...."
Ein tolles historisches Stück, freue mich auf eure Angebote :-)
